Schulpartnerschaft

Wir nehmen unsere polnischen Freunde einfach mit nach Wassenberg!

Mit diesem ernst gemeinten, aber leider nicht sofort realisierbaren Wunsch unserer Schülerinnen und Schüler endete am 20.05.2011 der erste Besuch der Betty-Reis-Gesamtschule am oberschlesischen Nikolaus-Kopernikus-Gymnasium in Łaziska Górne. Als mitten in der Industriemetropole Katowice 25 Deutsche und Polen am Busbahnhof tief bewegt von einander Abschied nahmen, lagen fünf ereignisreiche Tage hinter ihnen.

Der Kontrast zwischen Ankunft und Abfahrt der kleinen Wassenberger Delegation hätte nicht größer sein können: Standen sich am 15. Mai noch völlig fremde Menschen vor dem polnischen Gymnasium gegenüber, nahmen fünf Tage später gute Freunde von einander Abschied. Was dazwischen passierte, ist mit Worten schwer zu beschreiben. Herr Spiegel und Herr Herrmann, die die deutschen Schüler nach Polen begleiteten, führen diese unglaubliche „Beziehungsgeschichte” vor allem auf die Herzenswärme der Initiatorin zurück, der polnischen Deutsch-Lehrerin, Frau Zofia Kozyra. Ihr Traum war es, eine solche Begegnung für ihre Schülerinnen und Schüler zu planen, durchzuführen und zu leben.

Ein abwechslungsreiches Programm hatte Frau Kozyra für die deutschen Gäste und die polnischen Gastgeber zusammengestellt. Höhepunkte waren der ausgiebige Rundgang durch die alte Hauptstadt Krakau, der gemeinsame Besuch in Auschwitz und ein von den Gasteltern liebevoll vorbereiteter deutsch-polnischer Abend in der Schule. Gemeinsamer Unterricht und ein fröhlicher Sportnachmittag rahmten dieses großartige Programm.

Krakau hat als Königsstadt bei den Polen bis heute eine ungeheuer große Bedeutung. Über Jahrhunderte war die Kathedrale Schauplatz der Königskrönungen und auch Grablege der Monarchen. Die Schülerinnen und Schüler statteten auch der Synagoge im jüdischen Viertel der Stadt einen Besuch ab. Für die meisten deutschen Jugendlichen war es die erste Begegnung mit einem jüdischen Gotteshaus. Ein anderes Kapitel der deutsch-polnischen Geschichte stand am vierten Tag auf dem Reiseplan. Durch zwei überaus kompetente Historikerinnen wurden die Schüler durch das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz und das Vernichtungslager Birkenau geführt. Sehr aufmerksam und ernsthaft setzte sich die Gruppe mit der menschenverachtenden Vernichtungsmaschinerie der Nationalsozialisten auseinander und nahm den Holocaust als größten Völkermord in der Menschheitsgeschichte in den Blick.

Diese Auseinandersetzung fiel niemandem leicht, fand aber einen eindrucksvollen Höhepunkt in einem gemeinsamen Gedenken am Erschießungsplatz zwischen Block 10 und Block 11. Die Jugendlichen aus Polen und Deutschland legten dort ein gemeinsames Gesteck mit den jeweiligen Nationalfarben nieder. Noch stärkeres Zeichen der Verbundenheit und des gemeinsamen Geschichtsbewusstseins war das intensiv gefühlte Innehalten der Gruppe über einige Minuten. Sehr, sehr nah schienen sich die Jugendlichen in diesen Augenblicken zu sein. Einen hervorragenden Abschluss fand diese Begegnung in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte, wo den jungen Leuten Zeit und Raum gegeben wurde, die „Bilder im Kopf” zu reflektieren und zu äußern. In großer Ruhe durften sie über ihre Gefühle und Gedanken sprechen. Unterschiedliche Empfindungen konnten neben einander stehen bleiben. Ein Gedanke war dort auch, dass nach grauenhaften historischen Erfahrungen eine Schulpartnerschaft einen guten Weg darstelle, die nachbarschaftlichen Beziehungen neu zu leben.

Dieser Gedanke wurde bei einem deutsch-polnischen Abend wieder aufgegriffen. An der Tatsache, dass neben dem Lehrerkollegium des Kopernikus-Gymnasiums u.a. auch der Bürgermeister von Łaziska Górne teilnahm, kann man ablesen, welch große Bedeutung der Schulpartnerschaft dort beigemessen wird. Die Schulleiterin der polnischen Schule, Frau Graźyna Mendecka, und unser Schulleiter, Herr Heinrich Spiegel, äußerten in ihren Reden ihre große Freude über die neue Schulpartnerschaft, die an diesem Abend mit der Gegeneinladung der polnischen Schüler nach Deutschland besiegelt wurde.

Am Ende war allen, die an diesem ersten Besuch in Łaziska Górne teilnahmen, klar, dass die überwältigende Gastfreundschaft und Herzenswärme der polnischen Gastgeber und die intensive Bereitschaft aller Schülerinnen und Schüler zur Verständigung in höchstem Maß zum Erfolg der Fahrt beigetragen haben. Die polnische, die deutsche und die englische Sprache wurde dabei genauso lebhaft genutzt wie herzliche Umarmungen und „Ritualecite>” der Freundschaft.

Frau Zofias” Traum wurde zum Traum aller. Und er wurde wahr! Als Freunde unserer Gastgeber kehren wir zurück nach Wassenberg. Dies gilt für die Schülerinnen und Schüler, aber auch für Herrn Spiegel und Herrn Herrmann. Dem Wiedersehn im nächsten Schuljahr, wahrscheinlich Ende September, fiebern schon alle entgegen.

Ludger Herrmann


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